Das Jagdkommando

Der Österreichische Wander Sport und Geselligkeitsverein (ÖWSGV)

Gegründet wurde der Verein (ÖWSGV) 1952[1]. Am 21. September 1952 um 07:45 in Wien III Seidlgasse 21 die konstituierende Generalversammlung statt. Dabei wurde unter anderem auf Vorschlag von Herrn Josef Las folgender Vorstand gewählt.

  • Obmann: Herr Erich Hanslik
  • Obmannstellvertreter: Herr Otto Frey
  • Schriftführer: Herr Leopold Pflüger
  • Kasier: Herr Walter Jeschko und
  • Beisitzer: Hans Böck

Wie aus den bei der Behörde vorgelegten Statuten des ÖWSGV hervorgeht erstreckte sich der Wirkungsbereich auf das ganze Bundesgebiet und gem. § 2 der Statuten war als Vereinszweck angeführt: „Der Verein verfolgt den Zweck, durch Wandern und Sport die physischen Kräfte des arbeitenden Menschen zu stärken und durch gesellige Zusammenkünfte den Kontakt der Mitglieder zu fördern[2]“. Als Vereinsadresse wurde  Wien XIV; Penzingerstraße 33/10 angeführt.

Aufgelöst wurde der Verein am 2. Juni 1967 vom Obmann Franz Werdek Wien XV Graumanngasse 33/II/II. Als Begründung wurde angeführt: „Der Österreichische Wander-Sport- und Geselligkeitsverein übt seit dem Jahr 1960 keine Tätigkeit mehr aus und ist eine Wiederaufnahme derselben nicht mehr beabsichtigt[3]

Hirngespinste oder Wahrheit

Ausgehend davon, dass in Österreich eine Stay-behind-Armee existierte, wird immer wieder der Name eines Vereines mit dem Namen „Österreichischer- Wander- Sport und Geselligkeitsverein“ (ÖWSGV) damit in Zusammenhang gebracht, die als Untergrundorganisation klassifiziert wird. In diesem Zusammenhang werden immer zwei Namen genannt Franz Ohla und Fritz Molden (Ganser 2003, 12f). Tatsächlich dürfte Franz Ohla von der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft der führende Kopf gewesen sein. Die Organisation dürfte im Kern aus der Bau- und Holzarbeiter zusammengestellt worden sein, woraus sich der Beiname „Ohla´s Privatarmee“ ableiten lässt. Laut Aussage von Olah in seinem Prozess, gab er an das die gesamte Organisation von nicht genannten „in- und ausländischen Spendern, nicht zuletzt amerikanische Institutionen (der Amerikanischen Gewerkschaft) finanziert worden sei (Irnberger 1981, 99f).

So führt die Alfred Klahr[4] Gesellschaft an: „Zur Sicherung ihrer propagandistischen und militärischen Basis wurden nicht nur geheime Waffen-, Sprengstoff-, Munitions- und Versorgungslager, nicht nur Alarm- und Telefonnetze sowie Rundfunkstationen in den westlichen Besatzungszonen unseres Landes errichtet, sondern es wurden auch Untergrundorganisationen für militärische Erkundigungen und kriegerische Einsätze geschaffen, deren Ausbildung auf Grund eines gemeinsamen CIA/Gladio/Armeeprogramms unter dem sinnigen Decknamen „Easeful“ („Ruhig“) erfolgte“. Und weiteres…

Zu den Untergrundorganisationen gehörten in Österreich die von dem aus der Bauarbeitergewerkschaft gekommenen und späteren Innenminister Olah unter dem Tarnnamen „Wander-, Sport- und Geselligkeitsverein“ geschaffenen Einsatztruppen: Mehr als 2000 Mann, ausgebildet in Judo, im Waffen- und Sprengstoffgebrauch, Nachrichtendienst und Spionage, Nah- und Untergrundkampf, finanziert und mit Waffen versorgt von der CIA. Während des Oktoberstreiks 1950 hatte sich Olah mit seinen Schlägerbanden das Vertrauen der US-Besatzungsmacht und der CIA erworben.

Eine weitaus größere Rolle spielte jedoch die als Vorläuferin des Bundesheeres illegal aufgestellte B-Gendarmerie, ebenfalls von der amerikanischen Besatzungsmacht und der CIA finanziert und mit Waffen ausgerüstet. Als Verbindungsmann der B-Gendarmerie zur amerikanischen Besatzungsmacht fungierte der spätere General und Salzburger Gruppen­kommandant Zdenko (Ritter von) Paumgarten. Mitglied der illegalen B-Gendarmerie war der spätere Generaltruppeninspektor des Bundesheeres Karl Majcen. (In Wikipedia ist zu erfahren; „Das es im Jahr 1947 zu einem geheimen Übereinkommen zwischen dem ÖGB-Präsidenten Johann Böhm und dem Wiener Politiker Franz Olah, für diesen Fall eine Truppe aus verlässlich antikommunistisch gesinnten Gewerkschaftern zu bilden. Diese Maßnahme wurde nach späteren Aussagen Olahs von der Führung der SPÖ und dem US-Hochkommissar und Leiter der United States Forces in Austria Generalleutnant Geoffrey Keyes stillschweigend akzeptiert.“  Und weiteres: Ab dem Jahr 1951 kam es zum eigentlichen Aufbau der Geheimarmee, um eine ständig bereite Truppe gegen mögliche kommunistische Umsturzversuche zur Verfügung zu haben. Als Tarnung wurde der Österreichische Wander-, Sport- und Geselligkeitsverein gegründet, dessen Mitglieder sich hauptsächlich aus jungen Kadern der Arbeiterschaft rekrutierten. Die Mitglieder wurden von älteren Kriegsteilnehmern in Ausbildungslagern militärisch geschult und so zu Fachleuten im Schießen, Sprengen und im Nahkampf ausgebildet. Über Mittelsmänner wurden Waffen aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen gekauft und mit damals seltenen eigenen Autos in Wien und in den Bundesländern ausgerüstet. In Golling bei Salzburg, damals im Gebiet der amerikanischen Besatzungszone gelegen, wurde ein Grundstück gekauft, auf dem eine 200 Mann starke Spezialtruppe für den Gebirgs- und Wintereinsatz trainiert wurde. Insgesamt konnte der OeWSGV in seiner größten Ausbauphase in etwa auf 2700 Personen zurückgreifen. Für die Lagerung des Kriegsmaterials kaufte der ÖWSGV in der Wiener Missindorfstraße ein Grundstück an. Zusätzlich wurde 1951 die Handelsfirma Atlanta und die Omnia Warenhandels AG gegründet, die zum Umfeld der ÖWSGV zu zählen ist..

Im Jahr 1953 wurde erstmals die österreichische Staatspolizei (StaPo) unter Sektionschef Peterlunger auf diese Aktivitäten aufmerksam, als in der steirischen Kleinstadt Trofaiach, in der britischen Besatzungszone, von der Polizei geheime Sendeanlagen sichergestellt wurden. Durch einen gefundenen Brief konnte festgestellt werden, dass diese sich im Besitz der Gewerkschaft Bau- und Holz befinden. Peterlunger kontaktierte daraufhin Franz Olah, den er seit dem Oktoberstreik 1950 schätzte und mit dem er freundschaftlich verbunden war. Nach einer Aussprache wurden die inhaftierten Personen freigelassen und die Sendegeräte zurückgegeben, ohne dass eine Information an die Öffentlichkeit gelangt wäre. Ende Wikipedia.

Dem ÖWSGV war der Zugang zum amerikanischen Besatzungssender Sender Rot-Weiß-Rot über Olah in bestimmten Fällen ermöglicht, worin sich die Vermutung gründet, das die Gründungsväter des ORF zumindest ein Naheverhältnis zum ÖWSGV gehabt hätten. (Irnberger 1981, 99ff)[5].

Die Aufgabe des Vereines der als Untergrundarmee, eine Teilorganisation von Gladio gewesen ist, war es im Falle eines sowjetischen Angriffes Kleinkriegsverbände (Partisanen-verbände) aufzustellen, um hinter der Front Sabotage Aktionen auszuführen. Damit sollte ein Vormarsch der Warschauer Pakt Staaten über Österreich möglichst verlangsamt werden, bis die Truppen der westlichen Allianz effektive Gegenmaßnahmen unternehmen könnten.

Nach dem Staatsvertrag 1955 bzw. Anfang der sechziger Jahre schien die kommunistische Putschgefahr endgültig gebannt. An sich besteht kaum ein Zusammenhang mit dem Österreichischen Bundesheer, wenn man davon absieht, dass Personen denen man die Mitgliedschaft im ÖSWGV zumutet, im Bundesheer, dem Österreichischen Rundfunk und anderen Institutionen eine weitere Verwendung fanden.

Vielmehr wurde der strategische Gedanke wenn man so will im Bundesherr der 60 Jahre weitergetragen, nicht mehr als Geheimarmee, sonder im Sonderverband von der JUWaSch der IKSch, der Schulkompanie Kleikrieg der Heeressport und Nahkampfschule SKPKK/HSNS, dem Jagdkommando. Das Ziel der Jagdkommandogrundkurse in den 60er Jahren war es ein Kader zu schaffen welchen in der Lage war, Zellen zu schaffen die die Basis für den Kleinkrieg bilden sollten. Dieselbe Aufgabe also wie man von ÖWSGV verlangte. Zitat von Gen. Robert Lang (V) „… Einige Zeit später kam es zu weiteren, sehr intensiv geführten Überlegungen bezüglich der Kleinkriegsidee. Im Raumverteidigungskonzept von General Spannocchi, sollte ja die Truppe in den Verzögerungszonen auch in dieser Kampfform Widerstand leisten. Viele Gespräche mit General Spannocchi hatten dieses Thema zum Inhalt“. Was sich auch in der Ausbildung und den Einsätzen zeigte. Man kann behaupten, dass der Auftrag des ÖWSGV im Jagdkommando der 60er Jahre weiterlebte. Es waren nur andere Darsteller und wurde im Begriff der Asymmetrischen Kriegsführung instrumentalisiert.

Nach wie vor ist der ÖWSGV geheimnisvoll und von Legenden umgeben und die ist zurzeit etwas dürftig. Man will darüber nicht reden.

Mag. Dr. phil. Alfred Wolfgruber

Quellen:

[1] Mit Bescheid vom 08. 01. 1952 S.D.-32.013/52 wurde der Verein Österreichischer Wander- Sport und Geselligkeitsverein behördlich zugelassen.

[2] Quelle: Die eingereichten und behördlich genehmigten Statuten des ÖWSGV

[3] Behördliche Auflösung Bescheid der Sicherheitsdirektion xxxx177/a/2 – VB 67 GZ 1299 vom 02. Juni 1967

[4] Hans Wolker: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 2/1996).

[5] Irnberger Harald (1981). Extrablatt bei HeCHt: Nelkenstrauß ruft Praterstern. Am Beispiel Österreich: Funktion und Arbeitsweise geheimer Nachrichtendienste in einem neutralen Staat. Litera Press m.b.HG. Wien